Dem Feuerkrebs den Kampf ansagen

14. Dezember 2022, 11:50 UhrSchlagwörter: , , , ,

Feuerwehr Ibbenbüren will bei Einsatzausrüstung nachlegen
Ibbenbüren, 14. Dezember 2022. Einsatz für die Feuerwehr Ibbenbüren. Es brennt. Aus einem Fenster im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses quillt dichter, schwarzer Rauch. Die Feuerwehr bekämpft den Brand von außen. Ein Trupp unter Atemschutz arbeitet sich außerdem durch das ebenfalls schon verrauchte Treppenhaus zu der Wohnung vor. Von außen wird die Drehleiter in Stellung gebracht. Auf diesem Wege werden die beiden Bewohner gerettet, anschließend wird von der Drehleiter aus ebenfalls gelöscht. Nach kurzer Zeit ist der Brand gelöscht. Alles ist gut gegangen. Ein fiktives Szenario, aber kein unrealistisches. So können Brandeinsätze der Feuerwehr aussehen. Auch in Ibbenbüren.

Die Gefahr ist aber nach dem Löschen eines solchen Brandes noch nicht vorbei. Stichwort: Feuerkrebs. Seine Ursache sind unter anderem sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die bei fast jedem Brand in den Rauchgasen in großer Konzentration freigesetzt werden. „Sie setzen sich auch in der Einsatzbekleidung unserer Kräfte fest“, sagt Marko Lammerskitten als Leiter der Ibbenbürener Feuerwehr. Und da bleiben sie nicht. „Die Kleidung gast wieder aus. Es ist schon gefährlich, wenn ich sie nach dem Einsatz nur anbehalte“, erläutert Lammerskitten. Denn dann passiert Folgendes: Feuerwehrleute nehmen diese giftigen und krebserregenden Stoffe über die ungeschützten Atemwege, aber auch über die offenen Poren der Haut auf. Feuerwehrleute sind besonders gefährdet – weil sie so oft im Einsatz sind.

Der städtische Fachdienst Feuerwehr und Rettungsdienst geht gegen diese Gefahr schon länger konsequent vor. „Wir machen keine Kompromisse beim Gesundheitsschutz. Es ist wichtig, dass wir eine Kontaminationsverschleppung von der Einsatzstelle auf den Körper, aber auch in die Räume der Wache unbedingt vermeiden“, sagt Marko Lammerskitten. „Wer im Innenangriff war, also den Rauchgasen ausgesetzt, der darf nicht mehr in seiner Kleidung zurückfahren.“

Deshalb hat die Feuerwehr Ibbenbüren ein System eingerichtet, dass sich die Feuerwehrfrauen und -männer, die aus dem Innenangriff kommen, an der Einsatzstelle umziehen. Egal, ob hauptamtliche Wache oder freiwillige Wehr. Sie bekommen dann neutrale Ersatzkleidung. Ihr Einsatz ist nach dem Umziehen beendet, ihre Einsatzbekleidung wird für die Reinigung in luftdichte Säcke verpackt, auf einem Logistikfahrzeug mit offener Ladefläche zur Wache gebracht, und dann dort gewaschen. In der Wache am Niedersachsenring stehen eine große Industriewaschmaschine und ein Trockner. Nach großen Einsätzen laufen beide Geräte auf „Heavy Rotation“. Drei Garnituren passen in die Maschine – wenn nach einem größeren Einsatz 20 oder gar 30 Garnituren gewaschen und getrocknet werden müssen, dann dauert das. Begonnen wird mit der großen Wäsche direkt nach Einsatzende, wenn die Kräfte wieder an der Wache sind. Bei ganz speziellen Gefahrguteinsätzen muss eine Fachfirma die Reinigung übernehmen. Und auch hier steht die Sicherheit ganz oben: Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter, die oder der die Wäsche übernimmt, trägt auch Schutzleidung – wegen des Rauchgases, das aus der Kleidung kommt.

Dafür muss entsprechend Ersatzkleidung parat liegen. Feuerwehr und Stadt wollen das System weiter verfeinern – für den Brandschutz, aber auch für die Sicherheit des eigenen Personals. „Wir wollen unseren Anteil an Ersatzausrüstung jetzt sukzessive erhöhen, damit wir da noch besser werden“, sagt Marko Lammerskitten. Dann wäre das Personal schneller wieder einsatzbereit zu bekommen, sowohl im laufenden Einsatz selbst als auch perspektivisch für den nächsten. „Der Idealzustand wäre ein Fahrzeug, in dem ich meine kontaminierte Kleidung ablegen und duschen kann, um dann neue Einsatzkleidung anzulegen und wieder in den Einsatz zu gehen“, beschreibt Lammerskitten, was er sich als Feuerwehrchef wünschen würde.

Unabhängig von solchen Szenarien wolle die Ibbenbürener Feuerwehr ihren Pool an Kleidung weiter aufstocken. Schließlich diene es der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger, wenn die Kräfte ihre Einsatzfähigkeit schneller wiedererlangten. „Wir wollen sicherstellen, dass wir über ausreichend Schutzausrüstung verfügen, sodass wir auch nach Großeinsätzen sofort wieder ausrücken können“, sagt Marko Lammerskitten. Deshalb braucht es einen Puffer. Und je größer der ist, desto besser – auch, wenn Großeinsätze eher selten vorkommen. Aber: Bei jedem Brandeinsatz – selbst bei auf dem Herd angebranntem Essen – kommt es zu kontaminierter Kleidung, wenn auch in kleineren Mengen. Die gereinigt und zwischenzeitlich ersetzt werden muss. „Das kriegen wir auch alles bewerkstelligt. Für 95 Prozent der Einsätze sind wir gut gerüstet, was die Ausrüstung anbelangt.“ Um die restlichen fünf Prozent geht es jetzt. Aktuell befindet sich die Feuerwehr für die Beschaffung der Kleidung – übrigens eine der Maßnahmen aus dem im Jahr 2021 beschlossenen Brandschutzbedarfsplan – in der Markterkundung. Sobald Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, kann mit der Ausschreibung begonnen werden.

Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer unterstützt die Pläne der Feuerwehr. „Die Gesundheit unserer Einsatzkräfte ist uns ein hohes Gut. Wenn wir an Ausrüstung nachlegen müssen, um den Brandschutz und den Gesundheitsschutz der Einsatzkräfte sicherzustellen, dann werden wir das tun. Hier darf es keine Kompromisse geben.“

Quelle: Stadt Ibbenbüren

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